Bild Ischia

Als Georisiken bezeichnet man im Allgemeinen alle Naturereignisse, die in irgendeiner Form Menschenleben gefährden und erhebliche Sachschäden verursachen können (LIAG, 2017). Dabei können Georisiken ganz unterschiedliche Gestalten annehmen, je nachdem ob sie aus dem Erdinneren kommen oder klimatisch bedingt sind.

Georisiken und Naturkatastrophen

Nicht jede Naturgefahr führt gleich zu einer großen Naturkatastrophe. Wenn jedoch Menschenleben und der Lebensraum des Menschen durch bestimmte geologische Bedingungen bedroht und zerstört werden, sprechen wir von einem hohen Risiko zur Naturkatastrophe (Crummenerl, K., 2008).

Diese Naturgefahren prägen bis heute sowohl die Entwicklungsgeschichte unserer Erde wie auch die von uns Menschen. Unsere Vorfahren betrachteten das Auftreten von Georisiken wie z.B. Dürren, die ganze Ernten zunichte machen konnten, als Strafe der Götter und Mythen und Sagengeschichten wie der Untergang von Atlantis wurden davon beeinflusst (Schwanke et al., 2009).

Heutzutage hört man immer wieder in den Nachrichten von auftretenden Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüchen, Massenbewegungen und klimatischen Extremereignissen wie Dürren, Stürmen und Hochwasser rund um den Globus.

Jede Region der Welt ist von einer anderen Naturgefahr betroffen und die Menschen sind diesen ausgesetzt und müssen seit jeher mit dieser Gefahr um sie herum leben. Georisiken scheinen unbeherrschbar und unvorhersehbar und so ist bis heute der Mensch trotz aller technischen Errungenschaften doch immer noch machtlos gegenüber diesen Ereignissen und Veränderungen auf unserem Planeten (Schwanke et al., 2009).

Geologische Georisiken

Geologische Risiken zeugen davon, dass unser Planet im Erdinneren aktiv ist. Sie prägen das Erscheinungsbild der Erdoberfläche und verändern die Landschaft immer wieder. Der Mensch hat auf geologisch bedingte Georisiken eigentlich keinen Einfluss und kann sie deswegen auch am wenigsten vorhersehen oder verhindern (Schwanke et al., 2009).

Zu diesen Gefahren gehören Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche, sowie Boden- und Massenbewegungen.

Wie entstehen Massenbewegungen?

Die Entstehung von Massenbewegungen wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, einerseits geologisch bedingt, andererseits auch durch den Menschen verursacht und durch den Klimawandel verstärkt. Waldsterben an steilen Abhängen durch Luftverschmutzung, Bebauung durch Straßen oder Ortschaften stören das Böschungsgleichgewicht und lassen Hänge instabil werden.

Kommen dann noch vermehrt Starkregenereignisse, die durch den Klimawandel hervorgerufen werden, hinzu, steigt das Risiko einer Massenbewegung erheblich.

Klimatische Georisiken

Zu den klimatisch bedingten Naturereignissen zählen Stürme, Dürren, Hochwasser, Waldbrände und Eisberge. Als Ursache solcher klimatischen Georisiken wird der rasante Fortschritt des Klimawandels betrachtet, den der Mensch größtenteils durch die Verursachung des Treibhauseffekts selbst zu verschulden hat (Crummenerl, K., 2008).

Wo treten Georisiken weltweit auf?

Erdbeben und Vulkane kommen hauptsächlich an tektonischen Schwächezonen entlang von Plattengrenzen vor, wie zum Beispiel am „Feuerring“, der die Plattengrenzen rund um die Pazifische Platte markiert. Massen- oder Bodenbewegungen können weltweit auftreten und sind in der Regel an Regionen mit einem entsprechenden Relief gekoppelt wie z.B. Gebirgszüge (Scherbeck et al., 2013).

Auswirkungen von Naturgefahren

Die Gefährdung und Auswirkungen der einzelnen Ereignisse sind ganz unterschiedlich. So werden bei Erdbeben und Tsunamis - als deren Folgeereignis - eher flächendeckende Zerstörungen verursacht.

Im Gegensatz dazu weisen Vulkanausbrüche eher ein punktuelles Risiko auf. Ausnahmen sind sehr explosive Eruptionen, bei denen die Ausbreitung von großen Aschewolken auch globale Auswirkungen haben können.

Massenbewegungen können in Form von Hangrutschungen, Schuttströmen, Felsstürzen oder auch Lawinen auftreten. Das Ausmaß der Zerstörung dieser Georisiken beschränkt sich jedoch auch meistens punktuell auf die jeweilige Region, können aber ganze Dörfer und Landstriche mit sich mitreißen.

Welche sind die folgeschwersten Georisiken?

Natürlich sind alle Georisiken in ihren Auswirkungen gefährlich und bringen großen Schaden mit sich, allerdings gibt es einige, aufgrund ihres Ausmaßes, ihrer Intensität und Häufigkeit, deren Gefahr und Folgen für die betroffenen Menschen in den Regionen besonders groß sind und oftmals viele Opfer fordern.

Eine kurze Rangfolge der folgeschwersten Georisiken finden Sie hier:

  1. Überschwemmungen
  2. Erdbeben
  3. Stürme
  4. Vulkanausbrüche
Treten Naturkatastrophen immer häufiger auf?

Aufgrund des Klimawandels ist die Häufigkeit der insbesondere klimatisch bedingten Georisiken angestiegen. Immer häufiger gibt es starke Stürme, verheerende Hochwasser, Waldbrände und Dürren in vielen Teilen der Welt. Erdbeben und Vulkanausbrüche hingegen haben im Vergleich zu früher nicht zugenommen.

Jedoch entsteht wohl der Eindruck, dass allgemein das Auftreten von Georisiken zunehmen würde dadurch, dass immer mehr Menschen von den Auswirkungen betroffen sind. Heute leben über 6 Milliarden Menschen auf der Erde – vor 100 Jahren waren es noch um die 1,6 Milliarden und in den nächsten 50 Jahren soll die Zahl sogar weiter auf über 9 Milliarden ansteigen.

Besonders ärmere Länder sind oftmals betroffen, die oft in den Gefahrenzonen der Erde liegen und in denen die Bevölkerungszahl stark wächst, jedoch das Geld für geeignete Vorsorgemaßnahmen fehlt. Dabei werden der sichere, lebensfreundliche Besiedlungsraum und die eh schon knappen Ressourcen leider nicht mehr, sondern eher weniger. Deswegen ziehen immer mehr Menschen in gefährdete Gebiete und bauen Häuser an erdrutschgefährdeten Steilhängen, an Vulkanflanken oder in Überschwemmungsgebiete von Flüssen.

Vielen ist die Gefahr, mit der sie leben, nicht immer bewusst oder sie ignorieren sie und hoffen, dass schon nichts passieren wird. Auch die großen Ballungszentren liegen in den Gefahrenzonen, an denen Georisiken vermehrt auftreten können. Entlang von Meeresküsten oder großen Flüssen, in Schneisen von Wirbelstürmen oder genau auf einer Plattengrenze leben Millionen von Menschen, die immer wieder von diesen Naturgefahren überrascht und bedroht werden können (Crummenerl, K., 2008).

Und nicht nur Menschenleben können durch Georisiken gefährdet werden, auch enorme volkswirtschaftliche Kosten entstehen. Fragile technische Anlagen können zerstört werden und weitere große Schäden anrichten und Konsequenzen mit sich bringen, wie es beim Atomkraftwerk in Fukushima (Japan) 2011 der Fall war, das einerseits vom großen Erdbeben wie auch dem darauf folgenden Tsunami stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Georisiken auf Ischia

Ischia ist eine Vulkaninsel mit einer Magmakammer unterhalb, die so groß, wie die gesamte Insel ist. Der letzte Vulkanausbruch auf der Insel war zwar im Jahre 1301, allerdings ist die Magmakammer bis heute immer noch aktiv. Das erkennt man sehr gut an den Thermalwasserquellen und Fumarolen, den heiß aufsteigenden Gasen, die man zahlreich auf der Insel findet.

Ischia liegt auch in einem Erdbebengebiet. Kleinere Erderschütterungen der Stärke 1 und niedriger können mehrmals über das Jahr gemessen werden. Spüren tut man sie allerdings weniger. Am 28. Juli 1883 gab es ein Erdbeben, das die Gemeinde Casamicciola im Norden der Insel fast vollständig zerstörte und ca. 3.000 Menschenleben forderte. Ein ähnlich starkes Erdbeben, ebenfalls mit dem Epizentrum in Casamicciola, ereignete sich im August 2017. Es hatte „nur“ die Stärke 4,1 führte aber dennoch zum Einsturz von Gebäuden und Mauern.

Hangrutschungen und Felsstürze kommen auch immer wieder auf Ischia vor. Locker gelagerte Pyroklastika sind sehr anfällig dafür. Besonders im Winter, wenn es viel regnet, kann es an steilen Hängen zu Massenbewegungen kommen, die oftmals großen Schaden anrichten und Opfer fordern können, besonders wenn in gefährdeten Gebieten illegal gebaut wird. Erst im Winter 2016 gab es eine große Hangrutschung zwischen Barano d’Ischia und Fontana, die die Hauptstraße blockierte.

Auch an den Bruchkanten der einzelnen Erdschollen, die bei der Entstehung der Insel Ischia unterschiedlich stark aus dem Wasser gehoben wurden, lösen sich mit der Zeit größere Felsblöcke ab, die aufgrund der Gravitationskraft dann nach unten stürzen und auf der nächst tieferen Ebene liegen bleiben. Solche Ansammlungen von großen Felsquadern nennt man Felsenmeer. Besonders auf der Westseite der Insel entlang des Höhenweges Via Panoramica kann man solch ein Felsenmeer sehr gut erkennen.

Die Vergangenheit hat gezeigt, das Erdbeben, Vulkaneruptionen und Erdrutsche auf Ischia und im Golf von Neapel zu Tsunamis führen können (GUIDOBONI, 2014).

Untersuchungen haben ergeben, dass aktuell eine große Gefahr vom Monte Nuovo nordwestlich vom Epomeo ausgeht. Dort wurden zwischen 1992 und 2003 Hangdeformationen von 1-5 mm pro Jahr gemessen. Diese Deformationen können zur Instabilität führen und zu einem großen, folgeschwerem Erdrutsch führen, der einen Tsunami zur Folge hat (TINTI, 2016).

Hin und wieder kommt es auch zu Waldbränden auf Ischia. Wenn es monatelang nicht genug geregnet hat und es sehr heiß ist im Sommer, kann ein kleiner Funken schon das trockene Gebüsch in Brand setzen. Löscheinheiten versuchen aber schnellstmöglich das Feuer einzudämmen und zu löschen.

Vorwarnung

Um das Eintreten von Georisiken zu verhindern und deren Schäden zu minimieren, müssen die jeweilige Ursache und die Prozesse, die zum Auslösen führen, studiert und mögliche weitere Gefahrenherde erkannt und entsprechende Maßnahmen entwickelt werden. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei den geologisch bedingten Georisiken jedoch ist es trotz weit entwickelter Technik bis heute sehr schwierig, ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch vorherzusagen.

Zwar werden anhand von Statistiken eventuelle Wiederholraten erkennbar, aber besonders bei Erdbeben gibt es keine eindeutigen Anzeichen, dass sich ein großes Erdbeben ankündigt. Und noch weniger, wann das nächste genau stattfinden wird.

Bei Vulkanen kann man einige Faktoren messen, die einen bevorstehenden Vulkanausbruch andeuten, jedoch bleibt auch hier ein hohes Restrisiko bestehen.

Wie kann man sich schützen?

Wichtig bei unvorhersehbaren Ereignissen ist, dass man sich bei Eintritt eines solchen entsprechend zu verhalten weiß. Durch bestimmte Vorsorgemaßnahmen wie Frühwarnsysteme, Schutzmaßnahmen, Evakuierungspläne, Baumaßnahmen und Schulungen können im Ernstfall Schäden minimiert und Menschenleben gerettet werden. Doch nicht immer greifen Vorhersagen, Vorbeugungen und Schutzmaßnahmen, um einen vor der Katastrophe zu wahren, deswegen ist es wichtig zu wissen, wie man sich und andere retten und schützen kann. (Schwanke et al., 2009).

Bei Massenbewegungen gibt es in den gefährdeten Regionen oftmals Gefahrenhinweiskarten, die auf mögliche Gefahren wie Steinschlag, Hangrutschungen und Felssturz hinweisen. Daraus lassen sich dann bestimmte Gefahrenverdachtsflächen ablesen, die man zur Nutzung und Bebauung eher meiden sollte. Auch zeigen sie teilweise mögliche Gefahrenstellen, die bisher noch nicht von Massenbewegungen betroffen waren. So können diese Georisiken im Vorfeld schon gut verhindert werden (BLU, 2017).

Wie kann man sich auf Ischia vor den Georisiken schützen?

Auf Ischia befinden sich überall verteilt Messstationen, deren feine Sensoren und Messgeräte jede noch so kleine Erdbewegung verzeichnen und diese Daten stetig an das Osservatorio Vesuviano in Neapel senden. Ischia wird also ständig überwacht, so dass eine eventuell sich ankündende Vulkaneruption beobachtet und entsprechend Warnungen herausgegeben werden können. Wann das nächste Mal allerdings mit einem Vulkanausbruch oder einem Erdbeben zu rechnen ist, vermag leider niemand genau zu sagen. Falls tatsächlich einmal ein Vulkanausbruch angekündigt werden sollte, wenden Sie sich an das Personal in Ihrem Hotel für eventuelle Evakuierungsmaßnahmen.

Steile Hänge mit Neigung zu Massenbewegungen in der Nähe von bebauten Gebieten werden auf Ischia in der Regel mit Auffangnetzen oder Absperrungen gesichert. Die vielen Mauern, die man oft entlang der Straßen sehen kann, dienen nicht nur der Besitzabgrenzung, sondern auch der Stabilisierung der Hänge. Trotzdem kann es immer wieder zu Massenbewegungen kommen. Gehen Sie daher nur auf vorgeschriebenen Wegen und nicht, oder nur mit gewissem Abstand, unterhalb entlang von ungesicherten Steilwänden.

Vor Waldbränden kann man sich schützen, indem man die Umwelt schont. Keine Zigarettenreste, leicht entflammbare Dinge oder Müll in der Natur zurückzulassen und auch keine Lagerfeuer zu machen, können einen Waldbrand verhindern und dadurch Sie selbst schützen wie auch Schäden minimieren.

Quellen/Literatur (Auswahl)

Crummenerl, R., 2008, Naturkatastrophen, Tessloff Verlag, Band 74

Scherbeck et al., 2013, BMBF Forschungsprojekt GeoKlimB –Teil 1: Erfassen, Bewerten und Verfolgen von Georisiken durch verändertes Klima, 19. Tagung für Ingenieurgeologie mit Forum für junge Ingenieurgeologen München 2013

Schwanke et al., 2009, Naturkatastrophen: Wirbelstürme, Beben, Vulkanausbrüche – Entfesselte Gewalten und ihre Folgen, Springer Verlag Berlin Heidelberg, Vol. 2

Wellmer, F.-W. & Becker-Platen J.D., 1999, Mit der Erde leben: Beiträge Geologischer Dienste zur Daseinsvorsorge und nachhaltiger Entwicklung, Springer Verlag Berlin Heidelberg

Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2017, Massenbewegungen, Gefahrenhinweiskarten, lfu.bayern.de/geologie/massenbewegungen/gefahrenhinweiskarten/index.htm (06/2017)

Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik, 2017, Georisiken, liag-hannover.de/s/s1/ff1/georisiken.html (06/2017)

Guidoboni, E. (2014): I maremoti antichi e medievali: una riflessione su sottovalutazione e perdita di informazioni. Memorie descrittive della Carta Geologica D’Italia, Vol. XCVI. 239-250. Atti della conferenza nazionale 6, 7, 8 di 2010.

Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale (ISPRA) Tinti, S. et al. (2016):

Il Vulcano Ischia. Ambiente rischio comunicazione, No 11, 20-29, analysis and moitoring of enviromental risk (AMRA)


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