Bild Ischia

Unter dem Begriff „Verwitterung“ ist die Summe von Prozessen im Bereich der Erdoberfläche zu verstehen, die zur Veränderung der Gesteine und Minerale führt. Damit unterliegen diese Prozesse dem Einflussbereich von Atmosphäre, Hydrosphäre und Biosphäre. Als Folge kommt es zu einem fortschreitenden Zerfall des Gesteinsverbandes und zur Auslösung, Neubildung oder Anpassungsreaktionen von Mineralien. Auf diese Weise entsteht das Ausgangsmaterial für die Bodenbildung.

Arten der Verwitterung

Tektonische Prozesse, wie zum Beispiel Riss- und Kluftbildungen, lockern das Gestein und bilden somit die Voraussetzung für die Verwitterung. Das Gestein kann im Anschluss entweder mechanisch oder chemisch zerlegt werden. Bei der mechanischen Verwitterung handelt es sich um physikalische Prozesse wie der Temperatur-, Frost- oder Salzsprengung, bei denen das Gestein durch unterschiedliche Einflüsse nach und nach zerlegt wird.

Im Gegensatz dazu werden bei der chemischen Verwitterung Minerale in den Gesteinen entweder verändert oder zur Gänze aufgelöst. Dabei entspricht meist das Wasser dem antreibenden Faktor, das oft durch organische Säuren verstärkt ist. Prozesse wie Oxidation, Hydratation und Hydrolyse sind hier wichtige Vertreter (vgl. BÖGL 1986: 69).

Neben den mechanischen und chemischen Verwitterungsprozessen gibt es auch eine dritte Form, die sogenannte biologische oder organische Verwitterung. Bei diesem Prozess wird das Gestein durch den Einfluss von Boden bewohnenden Organismen (Pflanzen oder Tieren) entweder mechanisch oder chemisch zerkleinert. Tiere, wie Regenwürmer oder Ameisen wälzen den Boden um und befördern es an die Oberfläche, wo das Material den Einflüssen der Atmosphäre ausgesetzt ist. Durch pflanzliche und tierische Abbauprodukte entstehen hingegen organische Säuren, die zur Zersetzung der Minerale im Gestein beiträgt.

Verwitterungsformen auf der Insel Ischia

Auf der Insel Ischia kommen alle drei oben genannten Verwitterungsformen vor. Besonders eindrucksvoll sind dabei die Gesteinsformationen, die durch die sogenannte pyramidenförmige und die Tafoniverwitterung entstanden sind.

Pyramidenförmige Verwitterung (Erdpyramiden)

Die Pyramidenverwitterung entspricht einem mechanischen Verwitterungsprozess, bei dem die Verwitterung von oben stattfindet. Sie ist typisch für relativ leicht erodierbare Gesteine, wie Sandstein oder vulkanischem Tuff. Ein häufiges Kennzeichen dieser Erdpyramiden ist ein auf der Spitze der Pyramide liegender Gesteinsblock aus verwitterungsresistenterem Material.

Damit es zur Bildung solcher Strukturen kommen kann, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden.

Das Gestein sollte unter anderem relativ feinkörnig sein und größere, verwitterungsresistentere Gesteinsblöcke enthalten. Außerdem spielen das Klima und eine windgeschützte Position in relativ steiler Hanglage eine entscheidende Rolle.

Die Bildung dieser Strukturen erfolgt meist unter dem Einfluss von Niederschlag. Durch den Regen wird das Material an der Oberfläche abgetragen und es bilden sich tiefe Furchen in den Hängen.

Die größeren Gesteinsblöcke, die verwitterungsbeständiger sind, bleiben von der Erosion verschont und schützen die darunter liegenden, feinkörnigeren Gesteinsschichten vor der Abtragung. Kann der Regen aufgrund der windgeschützten Lage nur von oben auf das Gestein wirken, entstehen im Laufe der Zeit pyramidenförmige Säulen. Fehlt der schützende Deckstein, verwittert und erodiert die Säule relativ schnell, bis sie vollständig verschwindet. Mehr zum „Erdpyramiden“ erfahren Sie hier: Erdpyramiden

Auf Ischia treten solche Erdpyramiden zum Beispiel bei Sant’ Angelo, etwas oberhalb vom Marontistrand auf, sowie südlich der Ortschaft Noia, die sogenannten Pizzi Bianchi.

Die Tafoni- bzw. Wabenverwitterung

Der Begriff Tafoni (Singular: Tafone) stammt von dem korsischen Taffoni bzw. taffonare, was so viel bedeutet wie Fenster bzw. perforieren. Charakteristisches Kennzeichen sind konkave, durchlöcherte, nach einer Seite offene kugel- bis nierenförmige Hohlräume. Sie können Ausmaße von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern erreichen (vgl. MINERALIENATLAS 2012).

Aufgrund der bizarren Gesteinsformationen, die teilweise an Bienenwaben erinnern, wird die Tafoniverwitterung auch als Wabenverwitterung bezeichnet. Die Tafoniverwitterung ist ein chemisch mechanischer Verwitterungsprozess, wobei die Verwitterung im Gegensatz zur Pyramidenverwitterung von unten stattfindet. Dabei sind die Faktoren Sonne, Wasser, Wind und Salz die antreibenden Kräfte.

Zunächst wird das Salz aus dem Meer als feine salzhaltige Wassertröpfchen durch den Wind in das Landesinnere geweht und setzt sich an den Gesteinen ab. Sobald Niederschlag fällt, vermischt sich das Salz mit dem Wasser und bildet eine Salzlösung, die in den Kapillaren im Gestein aufsteigt. Durch die Sonneneinstrahlung verdunstet das Wasser, während sich einzelne Salzkristalle im Gestein bilden. Durch diese Kristallbildung werden kleine Felsschuppen vom Gestein losgelöst, die wiederum vom Wind abgetragen werden. Dieser Ablauf wiederholt sich und verwittert im Laufe der Zeit das Gestein von unten an. Der „Pilzfelsen“ in Lacco Ameno entspricht dem Paradebeispiel dieser Verwitterungsform. Weitere Beispiele befinden sich entlang der Küstenstraße von Forio im Westen von Ischia, im Kastanienwald von Falanga oder auf dem Gipfel des Epomeo.

Quellen/Literatur (Auswahl)

BÖGL H. (1986): Geologie in Stichworten. – Wien. (= Hirts Stichwortbücher).

Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2008): World Reference Base for Soil Resource – Ein Rahmen für internationale Klassifikation, Korrelation und Kommunikation. Deutsche Ausgabe. Hannover.

Molitor, H.-D. ( 2016): Hydrokultur Basiswissen. www.dghk.net/index.php?artikel=1787, 2017-07-11.


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