Bild Ischia

Der Weinbau auf Ischia hat einen jahrtausende alten Ursprung. Der auf dem Monte Vico in Lacco Ameno entdeckte Nestorbecher befindet sich eine Inschrift, die den guten, örtlichen Wein preist und beweist, dass die altertümlichen, griechischen Euböer den Weinbau auf Ischia verbreiteten.

Die Anbautechnik insbesondere erinnert an die griechische Tradition und unterscheidet sich vom etruskischen Verfahren, das in Mittelitalien und in den Binnenländern Kampaniens benutzt wird. Im Laufe der Geschichte stützte sich die Inselwirtschaft lange auf den Weinbau, der das Leben und die Sitten der Einwohner beeinflusste.

Das Terroir

Terroir heißt in der Weinsprache nicht nur Boden sondern umfasst auch kleinklimatische Einflüsse, handwerkliche Tradition und der Einfluß des Önologen. In Zusammenhang mit der Lebensweise in der Region betont es die Herkunft und verleiht dem Weintyp eine spezielle Charakteristik. Terroir lässt sich nicht wegleugnen oder verneinen aber auch nicht in Aschewert oder etwa Polyphenolen messen. Terroir kann ruhig als Antwort auf Vereinheitlichung gesehen werden, als Geheimwaffe gegen eine Weingleichmacherei, die sich über Weinbaugebiete, Jahrgänge und Sorten hinwegzusetzen versucht. Das Terroir fügt dem Weingenuss eine völlig neue Facette hinzu: Die Verbindung von Genuss und Geschmackserlebnis mit Spaß und Freude am Verkosten der feinen Unterschiede.

Erstmals wurde der Begriff in der französischsprachigen Welt für regionaltypische kulinarische Erzeugnisse verwendet. War er dabei bis in die 1920er Jahre ausschließlich Erzeugnissen wie Käse, Fleisch und Fleischwaren, Kräutern oder Ölen vorbehalten, begann man in Frankreich im Rahmen der Klassifizierung von Lagen und Weingütern, den Begriff auch im Weinbau zu verwenden. Er erfasst hierbei alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Rebstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Im Sinn der Definition nach Pierre Laville bestimmen das Terroir folgende Faktoren: Klima (Temperatur und Niederschlag), Sonnenenergie und –einstrahlung, Bodenrelief (Geländeform), Geologie (physikalische und chemische Zusammensetzung des Bodens) und die Hydrologie (Bodenfeuchtigkeit). Terroir ist also das Zusammenspiel von Klima und Boden unter dem Einfluss einer Vielzahl von Faktoren, wie Nacht- und Tagestemperaturen, Niederschlagsverteilung, Sonnenscheindauer, Hangexposition und Hangneigungen, Bodenbeschaffenheit usw.

Voraussetzungen für den Weinanbau – das Klima auf Ischia

Klimatisch gesehen ist die Insel Ischia im Einflussbereich des Mittelmeerklimas der Subtropen einzuordnen. Dieses ist gekennzeichnet durch milde, feuchte Winter und heiße, trockene Sommer. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 16,2 °C. Der kälteste Monat mit einer Mitteltemperatur von etwa 9°C der Januar ist. Dem Gegenüber steht der August als wärmster Monat mit einer Mitteltemperatur von ungefähr 25°C. Das bedeutet, Ischia ist geprägt durch angenehm milde Winter und heiße Sommer, in denen am Tag meist Temperaturen von über 30°C erreicht werden. Insgesamt werden im Jahr etwa 2.400 Sonnenstunden erreicht.

Die milden Winter sind jedoch auch durch hohe Niederschläge gekennzeichnet. Von Oktober bis Januar fällt mit jeweils deutlich über 80mm pro Monat der meiste Niederschlag. Schnee und Frost sind aufgrund der milden Temperaturen aber extrem selten, lediglich auf dem Monte Epomeo können sie in geringen Mengen vorkommen.

In den Sommermonaten Juni bis August fällt dagegen kaum Regen. Bei diesen Monaten handelt es sich um aride Monate, da die Verdunstung höher ist als der Niederschlag. Die Gesamt-Niederschlagsmenge beträgt durchschnittlich ca. 780 mm. pro Jahr.

Durch die besondere orographische Beschaffenheit der Insel Ischia fällt die Niederschlagsverteilung jedoch sehr unterschiedlich aus. Die Gebiete mit den größten Niederschlagsmengen sind der Norden, der Nord-Osten und unter Wind liegenden Hänge. Der Epomeo Berg, mit seiner beschränkten Höhe, ist nicht in der Lage, dem freien Lauf der Luftströme zu widersprechen, folglich beeinflusst er nur ihre Erhebung, die auf der Höhe von der Insel beginnt, während das Kondensationsverfahren seine volle Entwicklung auf der Vertikale der Insel Ischia selbst erreicht. Die im Frühling typischen Winde, die Wolken und Dämpfe mit sich bringen, sind die südlichen Schirokko und Südwestwind. Andere häufige atmosphärische Erscheinungen sind die Frühlingsreifen und die gelegentlichen Fröste, sowie die Mistralbrisen während der sommerlichen Monate.

Das Meer bringt sowohl positive Wirkungen als auch negative Folgen, wie zum Beispiel die Salzwinde, die mit der Höhe und der Entfernung nachlassen.

Voraussetzungen für den Weinanbau – die Geologie

Ischia ist vulkanischen Ursprungs. Die Entstehung der Insel begann vor etwa 150.000 Jahren mit ersten vulkanischen Aktivitäten. Vor rund 55.000 Jahren entstand durch starke Vulkaneruptionen eine Caldera, die durch einen Meeresspiegelanstieg überflutet wurde. Erneutes Eindringen von Magma in den Untergrund führte schließlich zur Heraushebung der darüber liegenden Schichten als vulkanotektonischen Horst mit dem Monte Epomeo als höchste Erhebung. Die Hebung erfolgte jedoch nicht gleichmäßig. Im nördlichen Bereich war sie stärker, sodass der Nordhang des Epomeo heute steiler ist, als der Südhang.

Durch die chemische Verwitterung der vulkanischen Ablagerungen entstehen fruchtbaren Böden, die aufgrund des milden Mittelmeerklimas das ganze Jahr über ackerbaulich genutzt werden können. Voraussetzungen für den Weinanbau – der Boden Ausgangsgestein verwittert im Kampf gegen die Zeit, setzt Nährstoffe frei. Wasser, Wind und Luft, Hitze und Kälte, Lebewesen und Pflanzen tragen das Ihre dazu bei und beeinflussen die Bodenbildung nachhaltig.

Ob der Boden den Weinstock mit Wasser, Sauerstoff und Nährstoffen optimal versorgen kann, hängt nicht nur vom Ausgangsgestein ab sondern von einem harmonischen Zusammenspiel aller Boden bildenden Faktoren. Eine wesentliche Funktion kommt dem Wasser (als Transportmedium zwischen den einzelnen Schichten) und der Atmosphäre, welche Leben erst ermöglicht, zu. Entscheidend ist schließlich der Faktor Zeit, der sich vor allem in der Intensität der Bodenbildung zeigt. Die Prozesse zur Bildung der heutigen Weinviertler Böden begannen nach der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren. Die so geschaffenen Böden spiegeln die letzten paar tausend Jahre im Weinviertel wider. Erst diese „Belebung“ der Böden nach der Eiszeit sichert der Weinrebe das Fortkommen und ermöglicht dem Winzer die Kultivierung.

Und als Betonung des Standortes entwickelt die Weinkultur der letzten 2.000 Jahre den Begriff Terroir. Bei den Böden auf Ischia handelt es sich um Andosole. Sie eignen sich aufgrund ihrer hohen Nährstoffgehalte sehr gut für die Landwirtschaft, da sie meist aus intermediären Vulkanaschen bestehen. Zudem sind Andosole leicht zu bearbeiten, haben eine gute Durchwurzelung und eine hohe Wasserspeicherkapazität, weshalb sie sich für den Anbau anspruchsvoller Pflanzen wie Weinreben eignen (BGR, 2008).

Der Weinanbau auf der Insel Ischia

Die Kulturen auf der Insel Ischia erstrecken sich von den Küsten bis zu den steilen Bergabhängen, wo die im Felsen gehauenen Keller und die Terrassierungen, die mit Verstärkungen von Trockenmauern aus grünem Tuffstein errichtet werden, den Weinbau ermöglichen. Seit 1500 Jahre wurde der Weißwein auf dem Seewege zu den wichtigsten italienischen und ausländischen Märkten bis in Dalmatien exportiert: der auf Fuhren gesetzte Wein wurde von den "Vinacciere" (Segelboote) befördert.

Seit 1955 bis heute ist eine tiefe Änderung der Inselwirtschaft eingetreten. Die rasche Entwicklung des Tourismuswesens, der die ökonomische Hauptquelle der Insel Ischia geworden ist, hat die kulturelle Vergangenheit einer Tradition geschwächt und teilweise ausgelöscht, die hingegen zu schützen und retten war.

Von 1929 bis 1990 ist die Weinherstellung von 250.000 zu 62.000 Hektolitern gesunken und die ursprünglich 2.747 zum Weinbau bestimmten Hektar sind kaum 900 im Jahre 1990 geworden, darunter 600 Hektar den Abhänge-Weinbau darstellen.

Dank auch dem Ansehen des ischitanischen Weins auf dem Markt, gibt es heute einen bedeutsamen Neuaufstieg der allgemeinen Weinherstellung.

Die wichtigsten Rebsorten auf Ischia

Hier in der Folge die verbreitetsten Trauben, die seit 300 Jahren auf der Insel mit Sicherheit bebaut werden:

WEIßBEERE-WEINBERGE: Biancolella, Forastera, Arilla

ROTBEERE-WEINBERGE: Guarnaccia, Piedirosso o Per'e Palummo, S. Lunardo.

Piedirosso und Guarnaccia werden von 200 bis 600 m über dem Meeresspiegel bestellt; Arilla und S. Lunardo zusammen mit anderen Sorten unter 200 m.

Eine häufige Technik besteht aus Spalieren, die mit Kastanienpfählen und Schalmaienrohren erbaut werden, worauf der Stock zu veränderlichen Höhe, bis 2 m in den Weinbergen auf dem nördlich-östlich gelegenen Hang, gezogen wird. Die Entfernung zwischen den Reihen geht von 70 cm bis 1,20 m.

In der Zeit von Januar bis März verrichtet man das manuelle Beschneiden; die ebenfalls manuelle Ernte findet je nach dem Gebiet von August bis November statt. Die Herstellung pro Hektar geht durchschnittlich von 70 bis 90 Doppelzentner pro Jahr.

Biancolella

Biancolella ist eine weiße Rebsorte aus Italien. Sie wird vor allem in Kampanien und auf Ischia angebaut, wo die aus ihr hergestellten Weißweine zu den Besten gehören. Sie wird in den DOC-Weinen Campi Flegrei, Capri, Costa d’Amalfi, Ischia und Penisola Sorrentina eingesetzt.

Den weißen Weinen von Ischia verleiht sie meist im Verschnitt mit Forastera ihren speziellen Charakter. In den 1990er Jahren wurde in Italien eine bestockte Rebfläche von 609 Hektar erhoben. Auf Korsika wurde der Anbau aufgegeben, obwohl in der Nähe von Bastia und San Martino di Lota durchaus ansprechende Weißweine produziert wurden.

In Italien ist noch eine Spielart der Biancolella bekannt. Die Sorte wird Biancolella selvatica genannt und unterscheidet sich durch ein tiefer gebuchtetes Blatt sowie durch geringere Mostgewichte.

Abb.: Rebsorte Biancolella Abb.: Rebsorte Biancolella

Ampelographische Sortenmerkmale

In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:

  • Die Triebspitze ist offen.
  • Die mittelgroßen Blätter sind drei- bis fünflappig und wenig tief aber breit gebuchtet. Die Stielbucht ist V-förmig offen. Das Blatt ist gezähnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten sehr groß.
  • Die walzen- bis konusförmige Traube ist geschultert, klein bis mittelgroß und dichtbeerig. Die länglichen Beeren sind mittelgroß und von weißlicher bis hellgelber Farbe.
  • Die Rebsorte reift etwa 30 Tage nach dem Gutedel und gilt somit als spätreifend. Biancolella ist eine Varietät der Edlen Weinrebe (Vitis vinifera). Sie besitzt zwittrige Blüten und ist somit selbstfruchtend. Beim Weinbau wird der ökonomische Nachteil vermieden, keinen Ertrag liefernde, männliche Pflanzen anbauen zu müssen.

Forastera

Forastera ist eine weiße Rebsorte, die in der italienischen Region Kampanien, den Inseln Sardinien und Ischia sowie auf Korsika (Frankreich) und den Kanarischen Inseln Teneriffa und La Gomera (Spanien) verbreitet ist. Sie wird meist im Verschnitt mit anderen Sorten ausgebaut. Den weißen DOC-Weinen von Ischia verleiht sie meist im Verschnitt mit Biancolella ihren speziellen Charakter. Im Mund entwickelt die Sorte einen leichten Mandelton. In Italien betrug die bestockte Fläche Anfang der 1990er Jahre ca. 286 Hektar. Synonyme: Furastera, Forastiera, Forestera, Frastera, Gomera Blanca und Uva dell´Isola.

Abb.: Rebsorte Forastera Abb.: Rebsorte Forastera

Ampelographische Sortenmerkmale

In der Ampelographie wIn der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:

  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist weißwollig behaart. Die Triebspitze ist weißlich gefärbt mit karminrotem Anflug. Die Jungblätter sind leicht wollig behaart und von gelblicher Farbe.
  • Die großen Blätter sind drei- bis fünflappig und mitteltief gebuchtet. Die Stielbucht ist U-förmig offen. Das Blatt ist spitz gesägt. Die Zähne sind im Vergleich zu anderen Sorten eng gesetzt. Die Blattunterseite ist gräulich gefärbt.
  • Die pyramidal- bis walzenförmige Traube ist mittelgroß, leicht geschultert und lockerbeerig. Die ellipsenförmigen Beeren sind mittelgroß und von weiß-gelblicher Farbe. Der Geschmack der Beeren ist neutral.
  • Die mäßig wuchskräftige Rebsorte reift ca. 20 Tage nach dem Gutedel und gilt somit als früh reifend. Die Erträge sind meist hoch, so daß durch eine gezielte Reberziehung eine Ertragsminderung durchgeführt werden muß, um gute Weinqualitäten zu erzielen. Sie ist anfällig gegen den Echten Mehltau und gegen die Rohfäule.

Piedirosso

Piedirosso ist eine rote Rebsorte, die wahrscheinlich schon von den Römern kultiviert wurde. Sie ist eine süditalienische Sorte. Bei der von Plinius dem Älteren erwähnten columbina purpurea scheint es sich um die aktuelle Piedirosso zu handeln. Der Name bedeutet Rotfuß und leitet sich vom roten Holz des Rebstock-Stammes ab. Die Sorte ist in der italienischen Region Kampanien verbreitet und dort in den Provinzen Avellino, Benevento, Caserta, Neapel, Salerno sowie in der apulischen Provinz Bari zugelassen. Sie ist in den Rotweinen der DOC-Appellationen Falerno del Massico, Campi Flegrei, Capri, Ischia und Vesuvio enthalten.

In der Provinz Salerno unterscheiden die Winzer noch in 3 Varianten, den piedepalumbo selvatico, den piede di Columbo gentile sowie den mangiaguerra (auch piedecolombo gentile genannt). Ende der 1990er Jahre waren ca. 1.340 Hektar Rebfläche mit Piedirosso bestockt.

Abb.: Rebsorte Piedirosso Abb.: Rebsorte Piedirosso

Guarnaccia

Die weiße Rebsorte Guarnaccia (auch Guarnaccia Bianca, Cannamelu oder Uarnaccia genannt) ist eine autochthone Sorte Italiens. Obwohl sie angeblich aus Sizilien stammen soll (gemäß der Ampelographen Mazzei und Zappala), ist sie jetzt nur noch in den Provinzen Neapel (Kampanien) und Cosenza (Kalabrien) zu finden. Die dort bestockte Rebfläche liegt bei 550 Hektar.

Die spätreifende Sorte ist wuchskräftig und ergibt regelmäßige Erträge. Die Weine werden nur sehr selten sortenrein ausgebaut. Häufig werden sie im Verschnitt mit anderen Sorten ausgebaut, zum Beispiel im kalabresischen DOC-Wein Verbicaro.

Sonstiges

Auf Ischia wird unter dem Namen Guarnaccia eine rote Rebsorte angebaut, die in den DOC-Wein Ischia Rosso Eingang findet. Hierbei handelt es sich um eine Spielart der Grenache.

Quellen/Literatur (Auswahl)

Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2008): World Reference Base for Soil Resource – Ein Rahmen für internationale Klassifikation, Korrelation und Kommunikation. Deutsche Ausgabe. Hannover.


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