Bild Ischia

Das Schwefelsalz Alaun ist seit der Antike bekannt und fand früher vielseitig Anwendung. Auch auf der Insel Ischia im Golf von Neapel gibt es Alaun-Vorkommen, die vor allem ab dem 13. Jahrhundert eine wichtige wirtschaftliche Quelle für den Ort Casamicciola darstellten. Noch heute trifft man in einem Waldgebiet von Casamicciola Terme auf die Überreste der ehemaligen Produktionsstätten.

Entstehung und Vorkommen von Alaun

Als Alaun wird ein Schwefelsalz mit einer schwefelsauren Doppelverbindung aus ein und dreiwertigen Metallionen bezeichnet. Die allgemeine Formel lautet MIMIII(SO4)2·12 H2O. Zu den wichtigsten Metallverbindungen gehören Kalium und Aluminium (Kalialaun), Natrium und Aluminium (Natronalaun), Amonium und Aluminium (Amoniumalaun), sowie Kalium und Chrom (Chromalaun). In der Natur ist es entweder in reiner Form (sehr selten), in Alauntonflözen oder in Alunit-Schiefer vorhanden.

Auf der Insel Ischia kommt hauptsächlich Kalialaun in der Nähe von schwefelhaltigen, etwa 100°C heißen Fumarolen vor, insbesondere am Monte Cito und im Gebiet „Fumarole del Re“ oberhalb von Casamicciola, sowie im Gebiet von Rione Bocca und Cimmento Rosso oberhalb von Forio. Dort entsteht es als Folge der Hydrolyse und Metasomatose von Sulfationen im hydrothermalen System.

Unterhalb der Vulkaninsel, in etwa 2,5 km Tiefe, befindet sich (noch immer) ein Magmaherd. Entlang von Bruchlinien, die sich bei der Heraushebung der Insel Ischia gebildet haben, können zum einen heiße Gase aus der Magmakammer aufsteigen, zum anderen Oberflächenwässer eindringen, die im Untergrund aufgeheizt werden. Bei dem Wiederaufstieg der Fluide an die Erdoberfläche reagieren sie mit dem trachitischen Tuff und reichern sich mit verschiedenen Stoffen an. Dabei entstehen schwefelhaltige Gase und Fluide, die an der Erdoberfläche kondensieren und oxidieren. Als Folge bildet sich Schwefelsäure, die den Tuff angreift und in Alunit umwandelt (Giulivo, S. 88).

Die Alaun-Industrie auf Ischia

Die ältesten, sicheren Erwähnungen der Alaun-Gewinnung auf Ischia stammen aus dem 13. Jahrhundert. Damit befand sich auf der Insel die wahrscheinlich erste Alaunfabrik in ganz Italien. Abgebaut und produziert wurde damals in Casamicciola Terme, zunächst nur für den lokalen Gebrauch des Schwefelsalzes, im 15. Jahrhundert wurde der Alaun auch vom Hafen von Casamicciola exportiert. Für die Bewohner von Casamicciola war dies eine sehr wichtige ökonomische Ressource. Nachdem 1463 Alaun auch bei Tolfa in der Nähe von Rom entdeckt wurde, erhielten der damalige Papst Pius II und die Familie Medici bis 1510 das alleinige Alaun-Vergütungsrecht. So wurden der Abbau und die Produktion von Alaun auf Ischia eingestellt und geriet in Vergessenheit.

Noch heute sind im Gebiet vom Monte Cito die Überreste der früheren Alaun-Produktion zu sehen. Diese liegen jedoch nicht direkt an den Alaun-Vorkommen, sondern in einiger Entfernung, da das Areal direkt an den Fumarolen nicht für die Produktion geeignet war. Stattdessen befinden sich in einem Waldgebiet, nahe der ehemaligen Quelle „La Pera“, mehrere, unterschiedlich große Löcher im Boden, die mit dem Grünen Tuff oder Ziegeln ausgebaut sind. Es handelt sich um die früheren Arbeitswannen. Der Wald bot das Holz zum Verbrennen, das Wasser der Quelle nutzte man beim Wasch- und Kochvorgang. Aufgrund mehrerer Erdrutsche ist die Quelle heute jedoch verschwunden und auch der ehemalige Verbindungsweg wurde an einigen Stellen unterbrochen.

Für die Herstellung des Schwefelsalzes waren mehrere Schritte notwendig, die allesamt durch Erfahrungen durchgeführt wurden. Da man zwar den Nutzen erkannte, aber den genauen Prozess zur Herstellung nicht verstand, lief die Produktion überall anders ab. Die genauen Abläufe der Alaunproduktion auf Ischia sind leider nicht überliefert, aber anhand der sichtbaren Überreste der Produktionsstätten und ein Vergleich mit anderen Alaun-Werken in Europa lässt sich die Produktion wie folgt darstellen:

Auf Ischia wurde das Ausgangsmaterial im Gebiet Crateca abgebaut und zu den Werkstätten bei der Pera-Quelle transportiert. Dort wurde das zerkleinerte Gestein, zusammen mit Holz auf einer „Röstbühne gebrannt. Danach wurde das gebrannte Material bewässert und einige Zeit der Verwitterung ausgesetzt. Anschließend kam das Material in Wasserbehälter, in denen die Alaunbestandteile herausgelöst wurden. Die übrig gebliebene Salzlösung wurde in einem Heizkessel aufgekocht und anschließend in Kristallisierkästen gegeben.

Nutzung von Alaun

Alaun war schon in der Antike bekannt und als wichtiges Handelsgut geschätzt. Im alten Ägypten wurde vor 2.500 Jahren Alaun abgebaut und als Flammschutzmittel für Holz genutzt. Die Römer verwendeten Alaun vor 2.000 Jahren auch als Deodorant und zusammen mit der Krapp-Wurzel (rubinia tinctorum) als Färbemittel für ihre Gewänder. Dazu wurde zunächst der Stoff (Wolle) mit Alaun behandelt, um die Struktur der Wolle für den Farbstoff „zu öffnen“. Danach kochte man die Wolle zusammen mit der Krapp-Wurzel. Nach dem Kochvorgang wurde der Stoff ein weiteres Mal mit Alaun behandelt, damit der Farbstoff in den Wollfasern haften bleibt.

Darüber hinaus fand Alaun Anwendung in der Medizin als blutstillendes Mittel, in der Gerberei als Gerbstoff, in der Metallindustrie als Beschichtung für Metalloberflächen, zum Polieren von Gold, zur Trennung Gold von Silber und als Bleichmittel in der Papierherstellung.

Quellen/Literatur (Auswahl)

Giulivo, I. und Monti, L. (Hrgb.): Isola d’Ischia – Guida geologico-ambientale, Regione Campania, S. 197-212

Pipino, G. (2009): Ore e Allume nella storia dell’isola d’Ischia. La Rassegna d’Ischia 6/2009, S.18-35

 www.alaunwerk.de/alaunwerk.php


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